Me­di­zin Ak­tu­ell: So gä­be ja dann auch je­ner Satz im Jo­han­nes-Evan­ge­li­um Sinn, wo Chris­tus sagt: „Amen, amen, ich sa­ge euch: Wer an mich glaubt, wird die Wer­ke, die ich voll­brin­ge, auch voll­brin­gen, und er wird noch grö­ße­re voll­brin­gen, denn ich ge­he zum Va­ter.“

Das wä­re ja ge­ra­de­zu ei­ne Ka­ta­stro­phe für die Kir­che.

Peter Hübner: Da­von muss man wohl aus­ge­hen; denn plötz­lich wä­re Be­wusst­sein das Maß der Din­ge in der Kir­che – und nicht nur ir­gend­wel­che ma­te­ri­a­lis­ti­schen macht­po­li­ti­schen Ma­ni­pu­la­tio­nen.
Plötz­lich kann dann in ei­ner sol­chen Kir­che kor­rek­ter­wei­se nur noch der­je­ni­ge ei­ne hö­he­re Po­si­tion ein­neh­men, der im Sin­ne ih­res Re­li­gi­ons­schöp­fers wie nach den Maß­stä­ben der mo­der­nen ob­jek­ti­ven Na­tur­wis­sen­schaft das hö­he­re Be­wusst­sein ent­wi­ckelt hat.

Dann wür­de plötz­lich die tat­säch­li­che Nä­he zum Schöp­fer durch die wis­sen­schaft­li­che Ob­jek­ti­vie­rung der Be­wusst­seins­ent­wick­lung ve­ri­fi­ziert.

Me­di­zin Ak­tu­ell: Das wä­re das En­de für al­le Heu­che­lei und Fröm­me­lei!

Peter Hübner: Und dann wä­re der Kir­che auf­grund von ech­ten Wür­den­trä­gern mit hö­her ent­wi­ckel­tem Be­wusst­sein auch ganz na­tür­lich klar, dass ihr so stark aus­ge­bau­tes Sys­tem po­li­ti­scher und ge­sell­schafts­po­li­ti­scher Macht über ei­ge­ne Par­tei­en und Wirt­schafts­un­ter­neh­men vom Zu­stand hö­he­rer Er­kennt­nis aus völ­lig un­in­te­res­sant ist – da all die­se blin­de Zer­streu­ung ja bei je­ner ab­so­lu­ten Schall­mau­er der so­ge­nann­ten zi­vi­li­sier­ten Welt sein ent­spre­chend ab­so­lu­tes En­de hat.

Me­di­zin Ak­tu­ell: Beim Tief­schlaf!

Peter Hübner: Ja, beim Tief­schlaf. Al­le Wer­te, die jetzt noch die Kir­che we­sent­lich do­mi­nie­ren, ha­ben ja über­haupt kei­nen na­tür­li­chen Zu­gang zu den hö­he­ren kos­mi­schen Wel­ten.

Me­di­zin Ak­tu­ell: Mit der Er­lan­gung hö­he­rer Be­wusst­seins­zu­stän­de wür­de al­so die über­wie­gend ma­te­ri­a­lis­tisch aus­ge­präg­te macht­po­li­ti­sche Welt der Kir­che zu­sam­men­bre­chen?

Peter Hübner: So ist es. Aber nicht nur der Kir­che: je­des über­wie­gend ma­te­ri­a­lis­tisch aus­ge­präg­te macht­po­li­ti­sche Sys­tem.

Ich ha­be dies in mei­ner Oper „Ge­sang des Le­bens“ ganz am An­fang zum Aus­druck ge­bracht – wo das Welt­ge­rüst der so­ge­nann­ten zi­vi­li­sier­ten Welt durch das Auf­tre­ten ei­nes Wei­sen, der die Tech­no­lo­gie der Er­lan­gung hö­he­rer Be­wusst­seins­zu­stän­de mit­bringt, bzw. durch den kos­mi­schen Le­bens­atem in sich zu­sam­men­bricht.

Me­di­zin Ak­tu­ell: Wie wir im In­ne­ren die­ses Welt­ge­rüsts er­le­ben, stellt doch der drit­te Haupt­be­wusst­seins­zu­stand, der Tief­schlaf, ei­ne un­ge­heu­re Bar­rie­re dar, die man aus ei­ge­ner Kraft gar nicht über­win­den kann.

Und dies gilt für Men­schen, Völ­ker und Ge­ne­ra­tio­nen.
Es ist ja ge­ra­de auch das The­ma Ih­rer an­de­ren Oper „Fluch oder Se­gen: doch“, dass es nur auf­grund güns­ti­ger äu­ße­rer und in­ne­rer Um­stän­de in der Mensch­heits­ge­schich­te sehr we­ni­gen ge­lun­gen ist, die­se Mau­er des Tief­schlafs zu durch­bre­chen und in hö­he­re kos­mi­sche Wel­ten vor­zu­sto­ßen ...

Peter Hübner: ... und dann die kos­mi­schen Er­fah­run­gen von dort mit­zu­brin­gen ...

Me­di­zin Ak­tu­ell: ... und den an­de­ren dar­über zu be­rich­ten – was dann, wie die Ge­schich­te ja be­wie­sen hat und wie Sie in der Oper „Fluch oder Se­gen: doch“ dar­stel­len, zu gro­ßen Ver­fol­gun­gen de­rer führt, die den vier­ten Haupt­be­wusst­seins­zu­stand durch­bro­chen ha­ben.

Peter Hübner: Weil ein sol­cher Mensch ja mit sei­nen Be­rich­ten an den be­ste­hen­den Macht­ver­hält­nis­sen je­ner geis­ti­gen Welt rüt­telt, die sich nur aus den „Er­run­gen­schaf­ten“ der ers­ten drei Haupt­be­wusst­seins­zu­stän­den zu­sam­men­setzt.