PETER HÜBNER
Klassischer Komponist • Musikwissenschaftler

SPRICHT ÜBER SEINE INTERPRETATIONEN VON
JOHANN SEBASTIAN BACH

Peter Hübner - presents Johann Sebastian Bach Die Werke Bachs gehören zu den bedeutendsten musikalischen Schöpfungen der klassischen Musikliteratur.

Ich sage hier nichts Neues, und diese Aussage ist eine bekannte Melodie – gesungen sogar von denen, die überhaupt nichts über Musik wissen und anderen nur nachplappern, um scheinbar ihr eigenes öffentliches Image zu verbessern.
Aber diejenigen, die als Musiker und Dirigenten oder Sänger die Werke Bachs mit ernster Ehrfurcht behandeln, werden wissen, was ich meine.

Wir müssen uns vor Augen halten, dass Bach, der wirklich ein Musiker ist, seinen Lebensunterhalt damit bestreiten musste, dass er mit seiner Band zweimal pro Woche öffentlich in einem Kaffeehaus auftrat. Es ist also kein Zufall, dass seine Frau nach seinem Tod im Armenhaus starb. Wie jeder andere große Komponist ernster klassischer Musik sah sich auch Bach großen bis größten Widerständen der Musikexperten seiner Zeit ausgesetzt und musste die Aufführungen seiner Werke in der Regel selbst organisieren und finanzieren.
Er stellte höchste Ansprüche an seine Musiker und ging nie Kompromisse ein, was leicht verständlich macht, daß es mit einer sehr begrenzten Zahl williger Musiker – die er in der Regel selbst bezahlen musste – gar nicht so einfach war, Aufführungen zu organisieren und zu finanzieren.

Dass er überhaupt in der Lage war, unter solchen Umständen so hervorragende Werke zu schaffen, muss als ein Wunder angesehen werden, und das finden wir auch bei Mozart, Schubert, Beethoven und sogar bei Brahms und Wagner, die sich in sehr ähnlichen Situationen befanden.

Er hatte nur sehr begrenzte Mittel zur Verfügung, um seine Werke aufzuführen.
Wenn sich also die Musiker der heutigen Zeit verpflichten, die Werke dieses großen Meisters der Musik so „authentisch“ wie möglich aufzuführen – dann verstehen sie, dass dies im Allgemeinen vor allem bedeutet, die Instrumentierung auf die bescheidenen und sogar spärlich besetzten Ensembles zu beschränken, die Bach aufbieten konnte und für die er die Partitur/Orchestrierung übernehmen musste.

Man muss sich über die Beschränkungen, die sich allein aus der finanziellen Situation Bachs ergeben, sehr klar sein: Mehr konnte sich Bach nicht leisten.

Insbesondere die Polyphonie und die Kunst der Fuge, die von Bach meisterhaft beherrscht wurde, bieten Raum für ganz andere Besetzungsdimensionen für Orchester und Chor: Hier könnte man selbst bei Hunderten oder gar Tausenden von Sängern und Musikern noch eine kammermusikalische Klangstruktursituation vorfinden.

Dies ist schließlich der große Vorteil der Polyphonie gegenüber der Homophonie, denn sie bietet die Möglichkeit strukturell feiner musikalischer Verzweigungen bei entsprechend komplexer Ausdruckskraft.

Peter Hübner - presents Johann Sebastian Bach Es ist mein Wunsch, dem modernen Hörer einen inneren Zugang zu Bachs Musik zu ermöglichen, insbesondere zu seinen hohen immanenten Leistungen, die uns seinen gutmütigen Charakter offenbaren; denn nach dem Inhalt seiner Musik zu urteilen, war Bach keineswegs die Art „eiskalter musikalischer Rechner“, wie manch schlechte Interpretation glauben machen will, sondern ein liebevoller, großherziger, wohlwollender und trotz allen Drucks, den er ertrug, ein an sich heiterer Mensch – etwas, das er in seinem musikalischen Erbe ganzheitlich zum Ausdruck bringt.

Es ist dieses Wesen Bachs als weiser Mann, das ich offenbaren möchte – auch wenn es den gelegentlich vertrockneten oder verschimmelten Kritiker verärgern mag, denn diese Offenbarung Johann Sebastian Bachs als Mensch entspricht nicht seinen eigenen engen Erwartungen.


P.S:
In ihrer Systematik sind diese Bach-Werke auch Teil des musikpädagogischen Systems für Dirigenten, Musiker, Sänger, Musiklehrer, Musiktherapeuten, Musikwissenschaftler, Musikkritiker und Tonmeister bzw. Tontechniker.