Liebe aktive Musikfreunde,
es gilt heute – im Zeitalter der unbestechlichen, objektiven Wissenschaft – ein Vermächtnis unserer großen Klassischen Tonschöpfer einzulösen, welches Beethoven in der Kürze am deutlichsten artikuliert hat:
„Sich selbst
ihren unerforschlichen Gesetzen unterwerfen,
vermöge dieser Gesetze
den eigenen Geist bändigen und lenken,
daß er ihre Offenbarungen ausströme,
das ist das isolierende Prinzip der Kunst;
von ihrer Offenbarung aufgelöst werden,
das ist die Hingebung an das Göttliche,
das in Ruhe seine Herrschaft
an dem Rasen ungebändigter Kräfte übt
und so der Phantasie
die höchste Wirksamkeit verleiht.
So vertritt die Kunst
allemal die Gottheit,
und das menschliche Verhältnis zu ihr
ist Religion;
was wir durch die Kunst erwerben,
das ist von Gott,
göttliche Eingebung,
die den menschlichen Befähigungen
ein Ziel steckt,
das er erreicht.
... und obschon der Geist
dessen nicht mächtig ist,
was er durch sie erzeugt,
so ist er doch glückselig in dieser Erzeugung,
und so ist jede echte Erzeugung der Kunst unabhängig,
mächtiger als der Künstler selbst,
und kehrt durch ihre Erscheinung
zum Göttlichen zurück
und hängt nur darin mit dem Menschen zusammen,
daß sie Zeugnis gibt
von der Vermittlung des Göttlichen in ihm.
Musik ist der einzige
unverkörperte Eingang
in eine höhere Welt des Wissens,
die wohl den Menschen umfaßt,
die er aber nicht zu fassen vermag.“
Beethoven
Dies ist das Potential, das Beethoven ohne Zweifel im Namen all unserer großen Klassiker in der Musik sieht, und für den Interpreten bedeutet dieses Potential eine natürliche Verpflichtung: er ist vom Klassischen Tonschöpfer aus beauftragt, dieses Potential auszuschöpfen und dem Musikhörer die Offenbarung zu vermitteln.