PETER HÜBNER
Klassischer Komponist • Musikwissenschaftler
HYMNEN & SINFONIEN DER PLANETEN
CLASSIC-Life: Herr Hübner, wie können die verwirrenden Klangstrukturen der „Hymnen der Planeten“ oder der „Sinfonien der Planeten“ erfasst werden?
Die klangliche Struktur ist verwirrend, aber auch eine kompositorische Logik ist schwerlich erkennbar.
PETER HÜBNER: Das freut mich zu hören und wundert mich gleichzeitig. Ich muß Ihnen verraten: alle Sinfonien und Hymnen „der Planeten“ sind miteinander verwandt und aufeinander bezogen nicht weniger als bei der „Kunst des Weiblichen“ und den „Metamorphosen“ sowie bei der „Sonnen“, „Mond“ und „Sternensinfonie“.
Was verwirrt, ist die Ablenkung der Aufmerksamkeit von der inneren Logik und Harmonie der Komposition durch den Klang.
Ich will das erklären: Wenn Sie einen Menschen sehen sehen Sie dann auch seine Seele?
Sie sehen ihn einmal in dieser Kleidung bei dieser Arbeit, ein andermal in ganz anderer Kleidung bei ganz anderer Arbeit. Und Sie zweifeln nicht, daß er bei aller äußeren verschiedenartigen Erscheinungsweise doch immer nur ein und dieselbe Seele hat auch wenn Sie sie nicht sehen.
Es gibt Menschen, die behaupten, die Seele des anderen bleibe ihnen nicht verborgen sie können sie wahrnehmen, und sie wissen, daß die Seele nicht altert, und daß sie nicht solchen Veränderungen unterworfen ist, wie der Körper mit seiner Kleidung und seinen verschiedenen Tätigkeiten.
Diese Menschen behaupten auch, die Seele sei von dem Geist und dem Denken und dem Wust von Gedanken sowie von dem Körper verdeckt wie von einem großen Haufen Müll, gegen den sich die Seele andauernd behaupten muß.
Im gesundheitlichen Bereich sind vielleicht das Wachstum und die Regenerierungsprozesse der natürliche Ausdruck dessen, daß sich die Seele im Körper behauptet.
Im sozialen Bereich sind es dann vielleicht psychische Explosionen, Wutausbrüche und Entladungen und schließlich auch Gesundheit sowie ein harmonisches, geordnetes Verhalten gegenüber den Mitmenschen, welche vom Erfolg der Seele im Menschen künden.
Diese Befreiung der Seele stelle ich in meinem Musikepos „Gesang des Lebens“ ganz zu Anfang in jener Gerüstszene dar, wo das von Menschen gemachte Weltgerüst unter dem Einfluß des kosmischen Atems, bzw. der kosmischen Winde zusammenbricht und weggeblasen wird und dann der Baum des Lebens: die Seele sichtbar wird welche vorher von jenem menschengemachten Gerüst, vom geistigen und körperlichen Streß, verdeckt bzw. zugeschüttet war.
Die „Sinfonien der Planeten“ charakterisieren all dies, aber ihr Schwerpunkt liegt bei den Regenerierungsprozessen bzw. bei den Entladungen und bei verdeckter sowie zwischenzeitlich weniger verdeckter Harmonie und Ordnung.
Aber so chaotisch diese Entladungen hier und dort erscheinen mögen, sie werden von der inneren Harmonie nicht weniger kontrolliert als beispielsweise die 5 Stimmen bei der Reihe „Die Kunst des Weiblichen“ durch den Generalbaß.
Bei den „Sinfonien der Planeten“ verhält es sich in etwa so, wie bei der Reihe „Zuneigung“ in der „Kunst des Weiblichen“.
Wir erleben die Regenerierungsprozesse, die Entladungen, deutlich. Aber die Grundlage zu diesen Entwicklungsvorgängen bleibt uns mehr oder weniger verschlossen: die Harmonie im menschlichen Bereich: die Seele.
Bei den „Hymnen der Planeten“ wird die Seele, bzw. die Harmonie der Seele mehr oder weniger deutlich von den Gesangsstimmen der Chöre und Solisten repräsentiert, während das Orchester gleichzeitig die daran geknüpften geistigen und körperlichen Reinigungsprozesse und Entladungen darstellt.
Insofern haben wir hier bei den Hymnen vergleichsweise in den Gesangsstimmen den Generalbaß des Gesamten, der dem ganzen mehr oder weniger tobenden Orchester die innere Ruhe vermittelt wenn nicht gar die „Stille“.
Wenn man sich bei den „Hymnen der Planeten“ als Hörer mit seiner Aufmerksamkeit vor allem diesen Gesangsstimmen zuwendet und den Chören, dann erfährt man die Stille der kosmischen Entwicklung im Mikrokosmos der Musik, und wenn man sich dabei mit seinem Hören mehr vom Orchester ablenken läßt dann stürzt man vergleichsweise nicht selten ins Chaos.
Aber so ist es ja im Leben überhaupt: konzentriert man sich mehr auf das Wesen der Dinge, dann halten Harmonie und Stille im Bewußtsein Einzug. Und wendet man sich in seiner Aufmerksamkeit überwiegend den veränderlichen, nicht selten verwirrenden Äußerlichkeiten des Lebens zu, deren Veränderungen ja grundsätzlich aus der harmonischen Stille gelenkt und von ihr zusammengehalten werden, dann gerät die Ordnung des Denkens leicht aus den Fugen, und die Verwirrung übernimmt die Herrschaft.
Um einem Mißverständnis vorzubeugen: die „Sinfonien der Planeten“ enthalten die harmonische Stille genauso wie die „Hymnen der Planeten“ aber man muß schon mehr suchen und genauer hineinhören, um sie mehr und mehr zu lokalisieren. Bei den Hymnen wird diese Suche durch die Sologesangsstimmen und die Chöre erleichtert.
Das Hören der „Sinfonien der Planeten“ ist deshalb eine sehr gute Übung, hinter die Kulissen der scheinbar so chaotischen bzw. unergründlichen, unverständlichen Welt zu schauen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, welches alles andere zusammenhält.
Kepler hat nachgewiesen, daß der Lauf der Planeten sich nach denselben Harmoniegesetzen richtet, wie wir sie im Mikrokosmos der Musik vorfinden. Ja, er hat seine Planetengesetze sogar aus den Tonentfaltungsgesetzen des Mikrokosmos der Musik abgeleitet.
Seine überragenden astronomischen Erkenntnisse waren also das Ergebnis musikwissenschaftlicher Untersuchungen im Mikrokosmos der Musik.
Er bestätigte hier auch die Aussage von Pythagoras, daß die Harmoniegesetze des Mikrokosmos der Musik und des gesamten Kosmos identisch sind.
Sokrates erweiterte diese Aussage auch auf die Seele.
Es versteht sich von selbst, daß die „Sinfonien und Hymnen der Planeten“ nach eben diesen Harmoniegesetzen des Mikrokosmos der Musik geschaffen wurden dies ist ja meine Spezialität.
© COPYRIGHT 2010 PDB INTERNATIONAL, INC. • ALL RIGHTS RESERVED
with kind permission of AAR EDITION INTERNATIONAL