PETER HÜBNER
Klassischer Komponist • Musikwissenschaftler

HYMNEN DER FURCHTLOSIGKEIT

Peter Hübner - Hymns of Fearlessness CLASSIC-Life:     Herr Hübner, können Sie uns etwas zu Ihren „Hymnen der Furchtlosigkeit“ sagen?

PETER HÜBNER:     Die „Hym­nen der Furcht­lo­sig­keit“ bil­den die Syn­the­se aus ver­schie­de­nen  Ge­ne­ra­tio­nen der „Hym­nen des tan­zen­den Dra­chen“ – zwei­er aus­ein­an­der­klaf­fen­den Wel­ten, die sich – was die ar­chai­schen Or­ches­ter in den ver­schie­de­nen Hym­nen an­be­langt – teil­wei­se leicht und teil­wei­se schwer ver­bin­den.

Die „Hym­ne der Furcht­lo­sig­keit Nr. 1“ be­steht aus ei­nem Chor und ei­nem ar­chai­schen Or­ches­ter. Chor und Or­ches­ter lie­gen to­nal meh­re­re Ge­ne­ra­tio­nen aus­ein­an­der.

Die „Hym­ne der Furcht­lo­sig­keit Nr. 2“ be­steht aus ei­nem Chor und zwei Or­ches­tern – wo­bei die bei­den Or­ches­ter to­nal be­nach­bar­te Ge­ne­ra­tio­nen dar­stel­len, wie z.B. Groß­el­tern / El­tern oder El­tern/Kin­der oder Kin­der / En­kel­kin­der.

Die „Hym­ne der Furcht­lo­sig­keit Nr. 3“ hat drei Or­ches­ter, die im to­na­len Ver­wandt­schafts­ver­hält­nis ers­ten und zwei­ten Gra­des ste­hen, al­so z.B. Groß­el­tern / El­tern / Kin­der.
Die „Hym­ne der Furcht­lo­sig­keit Nr. 4“ hat 4 Or­ches­ter, die im to­na­len Ver­wandt­schafts­ver­hält­nis ers­ten, zwei­ten und drit­ten Gra­des ste­hen, daß heißt al­so ver­gleichs­wei­se Ur­groß­el­tern, Groß­el­tern, El­tern und Kin­der – al­le vier Ge­ne­ra­tio­nen un­ter dem ei­nen Dach die­ser Hym­ne.

Die „Hym­ne der Furcht­lo­sig­keit Nr. 5“ hat 5 Or­ches­ter, die im to­na­len Ver­wandt­schafts­ver­hält­nis ers­ten, zwei­ten, drit­ten und vier­ten Gra­des ste­hen, daß heißt al­so ver­gleichs­wei­se: Ur­groß­el­tern, Groß­el­tern, El­tern, Kin­der und En­kel­kin­der.

Mit je­der zu­sätz­li­chen Ge­ne­ra­tion un­ter dem Dach der Hym­ne nimmt – was das Ge­samtor­ches­ter an­be­langt – die Span­nung und das Cha­os: die we­ni­ger über­schau­ba­re rhyth­mi­sche und to­na­le Ord­nung zu.

Wer den Chor zu die­sen Hym­nen ein­mal in al­len fünf ver­wandt­schaft­li­chen Häu­sern mitge­sun­gen hat, der hat ge­lernt, was Furcht­lo­sig­keit be­deu­tet: sich nicht durch die chao­ti­schen Um­welt­ein­flüs­se des Or­ches­ters in­klu­si­ve Ent­la­dun­gen, Ex­plo­si­o­nen und Schreckge­spens­ter in den ver­schie­de­nen Ge­ne­ra­tio­nen ir­re ma­chen zu las­sen.

Das Bild auf dem CD-Co­ver zeigt je­nen Ur­rie­sen Ymir, be­kannt aus der ger­ma­ni­schen My­tho­lo­gie, der das kos­mi­sche Denk­ver­mö­gen ver­kör­pert und ei­nem Men­schen, der ihn un­er­war­tet in­ner­lich sieht, an­geb­lich ei­nen un­ge­heu­ren Schre­cken einja­gen kann – selbst Hel­den, die sonst als furcht­los gel­ten, sol­len beim un­er­war­te­ten An­blick des Ur­rie­sen Ymir wie Es­pen­laub gezit­tert ha­ben, so wird be­rich­tet.

Peter Hübner - Hymns of Fearlessness Es wird be­haup­tet, nur das Selbst per­sön­lich bzw. die See­le kön­ne ge­ge­be­nen­falls den Ur­rie­sen Ymir an­schau­en, ohne Angst zu ha­ben – näm­lich dann, wenn es sich um die „Gro­ße See­le“ han­delt. Die gro­ßen Phi­lo­so­phen sa­gen, das Uni­ver­sa­le ste­he dem Kos­mi­schen furcht­los ge­gen­über.

Ymir ist die um­fas­sends­te Wahr­neh­mung des Den­kens und sei­ner Aus­wir­kun­gen auf die Neu­ro­phy­si­o­lo­gie so­wie den ge­sam­ten Kos­mos.
Ymir ist so­mit auch ur­al­tes Sym­bol für kos­mi­sches Denk- und Wahr­neh­mungs­ver­mö­gen.